LOKALES
4 6. F
EBRUAR 2019
AM MITTWOCH
Wenn ich etwas mache, dann mit viel Leidenschaft
EL-Interview mit der Autorin Kena Hüsers Drei Auftritte im Emsland: Freitag in Lingen, Samstag in Haren und Sonntag in Meppen
Von Reinhard Fanslau
EL: Sie sind in Bremen geboren
und leben in der Uckermark.
Diese Woche haben Sie gleich
drei Veranstaltungen im Emsland. Lieben Sie diesen Landstrich mehr als andere e oder
wie kommt diese Verbundenheit zustande?
Kena Hüsers: Ich wurde in
Bremen geboren, bin aber in
Delmenhorst zur Schule gegangen und aufgewachsen.
Danach bin ich nach Buxtehude, Stade und dann nach Berlin
gezogen. In Berlin lebte ich 15
Jahre lang und lernte dort meinen Mann Norbert Hüsers kennen, der aus dem Emsland
stammt. Das Emsland habe ich
durch meinen Mann kennengelernt. Er hat sechs Geschwister, drei davon leben noch im
Emsland und auch einige deren erwachsenen Kinder leben
mit ihren Kindern im Emsland.
Das heißt, wenn wir ins Emsland kommen, gibt es bei meinem Schwiegervater immer
ein großes Familientreffen. Ich
mag Großfamilien, vor allem,
wenn der Zusammenhalt so
schön ist, wie in der Familie
meines Mannes.
Sie schreiben Romane und
sind auch als Redakteurin tätig. Ist es schwer, von der einen Tätigkeit auf die andere
umzuschalten?
Meine Lektorin würde jetzt
Ja sagen. Wenn ich einen neuen Roman beginne, hat sie
meist auf den ersten Seiten viele Anmerkungen. Dann muss
ich erst einmal wieder umdenken, einige Schreibübungen
machen, ja, ich muss mich teilweise sogar freispielen. Das
heißt, ich gehe meine Charaktere durch, spiele sie, rede, wie
sie reden sollen, denke, wie sie
denken könnten etc. Nach ein
bis zwei Tagen bin ich dann
wieder voll dabei und es läuft
flüssig. Daher versuche ich mir
immer Zeit für meine Romane
freizuhalten, damit ich einige
Tage schreiben kann, ohne einen journalistischen oder redaktionellen Text zwischenschieben zu müssen, was nicht
immer gelingt. Ich habe aber
auch Glück mit meinen Auftraggebern, die gerade an mir
schätzen, dass ich einen anderen Schreibstil habe.
In Ihrem Buch Postfaktisch
bin ich eine Niete verarbeiten Sie witzig und ironisch das
Thema Work-Life-Balance.
Wie kriegen Sie in Ihrem eigenen Leben die richtige Balance
zwischen Arbeit und Freizeit
hin? Oder ist der Text in dem
Buch zu 100 Prozent autobiografisch?
Nein, 100% autobiografisch
wäre nicht gut. Es sind natürlich biografische Ansätze da.
Auch ich kenne brotlose Zeiten, in denen ich mich fragte,
ob ich den Beruf wechseln sollte oder einfach zu dumm bin,
gut bezahlte Aufträge zu akquirieren. Was sich wie ein roter Faden durch mein Leben
spinnt ist, dass Beruf und Freizeit nicht getrennt ist. Wenn
ich etwas mache, dann mit viel
Leidenschaft. So habe ich mich
in Berlin neben dem Schreiben
mit dem Sieden von Seife und
deren Verkauf über Wasser gehalten, wenn es mal eng wurde. Seife sieden ist ein Hobby
von mir, bei dem ich dachte,
wieso nicht auch damit etwas
Geld verdienen? Weil ich auch
gerne mit dem Pinsel kreativ
bin, habe ich mich teilweise
auch als Honorarkraft an Schulen finanziert, in dem ich Schülern nachmittags Kunstunterricht gab oder mit ihnen den
Schulhof umgestaltete. Was
ich also mit meiner Protagonistin gleich habe ist, dass ich oft
Die Autorin Kena Hüsers hat das Buch Postfaktisch bin ich eine
Niete geschrieben) und kommt jetzt zu drei Veranstaltungen:
am 8. 2. (Fr., 19.30 Uhr)nach Lingen in die Buchhandlung Holzberg, am 9. 2. (Sa., ) nach Haren auf das Kulturschiff Blaue
Donau und am 10.2. (So., 16 Uhr) nach Meppen zur High Tea
Party im Bauerncafé Brüning.
Ute-Ludwig-Foto
vor Ideen übersprudle und
ganz viele Dinge machen
möchte. Meist wird dann ein
Mix aus Arbeit und Freizeit daraus.
Sie schreiben auch Geschichten und Stücke auf
Plattdeutsch? Welches Plattdeutsch ist das, es gibt ja viele?
Würde ein Plattdeutschsprecher in Flensburg die Geschichte genauso verstehen,
wie einer aus Emsbüren im
südlichen Emsland?
Mein Plattdeutsch ist wirklich nicht gut. Norbert ist Muttersprachler, der muss ab und
an helfen. Wobei wir dann
schon merken, dass sein Emsländisches Platt nicht ganz mit
meinem übereinstimmt. Meine Eltern stammen aus Hamburg. Mein Vater spricht aber
auch das Holsteiner Platt, weil
er dort nach dem Krieg gelebt
hat. So haben wir hier schon
zwei Plattarten. Wenn ich
Kurzgeschichten auf Platt
schreibe, habe ich eine Plattdeutsch-Lektorin, die meine
Texte korrigiert.
Wie war das, als sie aus dem
großen Berlin aufs Land gezogen sind? Sind Sie gleich gut
aufgenommen worden oder
haben Sie Vorbehalte der Ein-
heimischen gespürt?
Nein, gar nicht. Ich muss sagen, ich bin im ersten Jahr nur
mit den Handwerkernn in Kontakt gewesen, weil wir hier ein
Jahr im Bauschutt lebten. Wir
haben immer dort geschlafen,
wo gerade Platz war. Innerhalb
der Woche musste Norbert
nach Berlin zur Arbeit. Er ist
dann auch mal dort geblieben
Wir haben dort noch eine
Wohnung. Wenn man ins Büro
muss, braucht man saubere Sachen. Hier gab es aber nur
Staub, Farbe und eingerissene
Wände. Ich selbst hab das geliebt. Ich fand das klasse. Ein
ganzes Jahr von morgens bis
abends handwerkeln. Die
Handwerker fanden es auch
super, dass ich mit angefasst
habe. Wir waren ein tolles
Team. So lernte ich erst einmal
die Handwerker kennen, die
mir schon mal wohlgesonnen
waren. Dann lernte ich die
Nachbarn kennen. Die guckten irgendwann mal vorbei,
wollten wissen, wer da die
ganze Zeit krach macht. Natürlich nett gemeint. Die luden
wir dann auch alle zur Einweihung ein und schon gehörten
wir dazu. Dann lernte ich die
Mitglieder des Tourismusvereins kennen. Die waren auch
alle sehr nett. Wie es in einer
kleinen Stadt so ist, man trifft
sich immer auf einer anderen
Veranstaltung wieder oder
geht mal zum Nachbarn, lernt
dort wieder jemanden kennen
etc. Innerhalb von zwei Jahren
fühlte ich mich schon, als würde ich schon sechs Jahre hier
wohnen. Dazu muss ich sagen:
Am Anfang dachte man, wir
kämen aus Berlin. Da wurden
wir schon etwas vorsichtig beäugt. Als ich sagte, Norbert
und ich kämen eigentlich aus
kleineren Städten aus Norddeutschland, sah die Sache
auch schon anders aus.
Sie haben 2018 den Ehm
Welk Literaturpreis bekommen. Können Sie kurz erklären, wer Ehm Welk war und
was Ihnen der Preis bedeutet?
Ehm Welk sagt den meisten
Menschen wahrscheinlich etwas, wenn man die Heiden
von Kummerow nennt und hier
vielleicht auch nur denjenigen, die den Film von 1967 mit
Theo Lingen noch kennen. Ich
selbst kannte zwar den Film,
wusste aber nicht, dass er nach
der Romanvorlage von Ehm
Welk gedreht wurde. Ich lernte
den Schriftsteller erst in Angermünde kennen. Ehm Welk war
Heimatschriftsteller und hat
über die Region, über das Leben auf dem Dorf, Gemeinschaftssinn und auch über das
anders sein, über Ausgrenzung, geschrieben. Der Preis
wurde 2018 das erste Mal
deutschlandweit ausgeschrieben und ich hatte mir gar keine
großen Chancen ausgerechnet. Als dann der Anruf kam,
musste ich zweimal nachfragen, ob ich es richtig verstanden habe, dass ich den Preis
verliehen bekomme. Erst hatte
ich mich zwar gefreut, aber irgendwie hatte ich das noch gar
nicht richtig begriffen. Der
Preis bedeutet mir sehr viel.
Durch ihn habe ich in der
Uckermark schon einige Lesungen gehabt, nette Menschen kennengelernt, bin mit
anderen Schriftstellern in Kontakt gekommen und wurde zur
Grünen Woche zum Uckermarktag eingeladen. Durch
den Preis ist auch pro agro
(Verband zur Förderung des
ländlichen Raumes in der Region Brandenburg-Berlin) auf
mich aufmerksam geworden,
der mich in diesem Jahr als Botschafterin für den Bereich
Kunst und Kultur in Branden-
burg ernannt hat. Das hat mich
sehr gefreut, weil ich dadurch
einen Verband im Rücken habe, der meine Aktivitäten im
Bereich Kunst und Kultur in der
Region stärkt.
Sie machen mit ihrem Mann
zusammen
mittelalterliche
Führungen in Angermünde,
ihrem Wohnort. Wie sind Sie
an diesen Job gekommen?
Durch meine Ferienwohnungen habe ich mich natürlich gleich beim Tourismusverein angemeldet und mich dort
auch vorgestellt. Habe gesagt,
was ich so beruflich mache
und dass ich eine Theatergruppe in Berlin habe, die ich aber
aufgeben muss, weil ich es
zeitlich und vom Weg her nicht
mehr schaffe. Der Tourismusverein Angermünde wurde
hellhörig. Es ist eine abendliche Stadtführung, in der einige
Szenen aus Angermünde gespielt werden, als Angermünde noch als Ketter-Angermünde (Ketzer-Angermünde) bekannt war. Damals wurden
hier zahlreiche Waldenser verbrannt, weil sie anders glaubten und dachten. Diese Führung gab es 10 Jahre lang und
langsam sollte etwas Neues
her. Ich wurde gebeten, mich
mit den Historikern zusammenzusetzen und neue Szenen zu schreiben. Was ich
auch tat.
Was ist ihr neuestes Projekt?
Ich habe einen Uckermarkkrimi geschrieben und nehme
zurzeit an dem 1. uckermärkischen Krimiwettbewerb teil.
Ab Mai weiß ich, ob ich unter
den ersten 20 Beiträgen bin.
Danach geht es in die nächste
Runde. Ich bin sehr gespannt,
wieweit mein Krimbeitrag
kommt. Egal, wie der Wettbewerb ausgeht, ich werde ihn
auf alle Fälle im Herbst herausbringen.
Emsland-Kurier Mittwoch, 6. 2. 2019 AM MITTWOCH BÄUME... weichen für Baugebiet Seite 3 12. Jahrgang Nr. 6 EL-INTERVIEW Autorin Kena Hüsers Seite 4 Ihr Kontakt zum EL-Kurier Zustellung: www.el-kurier.de/service/zustellservice 0 49 61/8 08 80 0 49 61/8 08 37 (Geschäftskunden) 0 49 61/8 08 33 (P
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